Affordanz in der Tradition der formalen Ästhetik als Ausgangspunkt der Besprechung von Bildern zu verstehen, bildet den Ausgangspunkt der Überlegungen zum Konzept von Mehrdeutigkeiten. D.h. die strukturellen Voraussetzungen von Bildern, die Wahl der Materialien, der Techniken und der je eingesetzten bildnerischen Mittel bilden den Ausgangspunkt für den Rezipienten. Wobei die jeweilige Beschaffenheit der Texturen, der technischen Eigenheiten und die kompositionellen Eigenarten für seine Deutung grundlegend werden. Über sie vermögen die Produzenten Impulse zu setzen, die für die Auslegung von Raum und der Zeit bzw. der “Szene” als dynamisches Geschehen entscheidend werden. Doch erst im Zusammenspiel mit den Rahmenbedingungen bzw. den thematischen Setzungen und den Hintergründen des Rezipienten gewinnt die je als spezifisch ausgerichtete und insofern zunächst “nur” empfundene “Szene” für den Rezipienten eine Bedeutung. D.h. die Rezeptionsvorgaben – die Konzeption und Komposition als Affordanz verstanden – bestimmen den Rahmen der Rezeptionsbedingungen. Deren Wirkungen lassen sich jedoch “nur” als Impulse verstehen, die eine Deutungsrichtung vorgeben, deren konkrete Auslegung dann jedoch von den jeweiligen Horizonten der Produzenten und Rezipienten abhängen. Affordanz und Rahmen sind daher immer schon Teil von Bildverstehensprozessen. Sie bilden die Grundlage von Mehrdeutigkeiten, die je nach kulturellem Kontext zu unterschiedlichen Interpretationen bzw. Reaktionen veranlassen.