Mit den “hamitischen Wanderungen” ist ein im Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommenes wissenschaftliches Theorem gemeint, das darauf abzielte, dem vermeintlich geschichtslosen Kontinent Afrika ein geschichtliches Kleid zu verleihen. Demnach wären in vorgeschichtlicher Zeit hellhäutige Hirtenvölker aus Asien nach Afrika gewandert, die durch ihre kulturelle Überlegenheit u.a. staatliche Organisationsformen in Afrika einführten. Diese Theorie von den Hamiten hatte ihre Blütezeit als die Europäer ihre Vorherrschaft in Afrika ausübten. In der Nachkriegszeit ist sie weitgehend aufgegeben worden. Der Vortrag zielt darauf ab, einerseits die ideologischen Komponenten dieses “dynamischen Blicks” auf Afrika herauszuarbeiten, andererseits möchte er das Methodenproblem aufzeigen, wenn Befunde der Linguistik, der Völkerkunde und der Anthropologie unsachlich miteinander korreliert werden.