Edition Topoi

Die Publikationsreihe von Topoi als Forum zum Austausch für Forscherinnen und Forscher – on- und offline

Text: Dagmar Deuring

“Wissenschaft ist im Wesentlichen kollaborative Forschung. Deshalb besteht wissenschaftliches Arbeiten nicht allein im Forschen, sondern auch darin, Ergebnisse in nachvollziehbarer Form zu veröffentlichen. Nur so kann man sich darüber austauschen und die Resultate für weitere Arbeiten nutzbar machen.”

Das erläutert Gerd Graßhoff, einer der beiden Sprecher von Topoi. “Ein Forschungscluster wie Topoi muss sich daher auch um exzel­lentes Publizieren bemühen.” Als Wissenschaftshistoriker beschäf­tigt er sich auch mit der Frage, wie Wissenschaftler von der Antike bis heute ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten. »Seit den auf Tontafeln geschriebenen babylonischen astronomischen Tagebü­chern vom 7. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. haben sich die Medien und Techniken, aber auch die Strukturen dieser Kommunikation im­mer wieder rasant verändert. Gleich geblieben ist, dass Publikatio­nen gewissen Anforderungen genügen müssen, damit andere mit ih­nen weiterarbeiten können.” Für jene astronomischen Keilschriften hat Gerd Graßhoff gezeigt, dass die Aufzeichnungen, die astronomische, meteorologische und politische Ereignisse täglich nach gewissen Standards festhalten und zueinander in Beziehung setzen, einheitli­chen formalen und inhaltlichen Anforderungen gehorchen. Aber das ist nur eines von unzähligen Beispielen: “In jeder Epoche, in jedem Kontext gab es Verfahren der Standardisierung und der Qualitätssi­cherung für die Veröffentlichung von Wissen. Das Interessante ist: Mit den vorhandenen Medien und technischen Möglichkeiten kön­nen sich auch diese Verfahren verändern. Information wird erst dann zu Wissen, wenn sie in einer Forschungsgemeinschaft geteilt wird.”

 

Sammlung antiker Sonnenuhren auf der Website des Berliner Sundials Project

Das Anliegen der Edition Topoi ist es, wissenschaftliche Daten in einer qualitätsgesicherten Publikationsform zu veröffentlichen. Eines der ersten Repositorien der Edition umfasst Fotos und wissenschaftliche Angaben zu den ca. sechshundert weltweit bisher gefundenen antiken Sonnenuhren. Foto: Website des Berlin Sundials Project

 

Im Zentrum der aktuellen Transformationen im wissenschaftlichen Publikationswesen steht der Übergang von der reinen Buchpublika­tion zur Veröffentlichung (auch) im Internet. Dies impliziert eine Fül­le neuer Möglichkeiten für die Kommunikation unter Forscherinnen und Forschern – nicht zuletzt hinsichtlich der Qualitätssicherung. Dabei geht es zunächst um die praktische Zugänglichkeit: “Ein zentrales Kriterium für Wissenschaftlichkeit ist ja die Nachvollzieh­barkeit. Die “Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem
Wissen”, der sich unter anderem die Deutsche For­schungsgemeinschaft, die Humboldt-­Universität zu Berlin und die Freie Universi­tät angeschlossen haben, plädiert für die freie Zugänglichkeit wissenschaft­licher Ergebnisse, aber auch der Dokumentation kulturellen Erbes im Internet (“Open Access”), und legt zugleich die rechtlichen Bedingungen ihrer Nutzung fest.
Informationen zur Open-Access-Strategy des Exzellenzclusters Topoi finden Sie unter: http://www.edition-topoi.org/publishing_with_us/open-access
Indem ich bei einem Zitat angebe, aus welchem Buch es stammt, mache ich nachvollziehbar, auf welche Vorarbeiten ich mich beziehe. De facto ist es aber oft schwierig, an die Bücher heranzu­kommen, zum Beispiel weil sie nur in wenigen Bibliotheken vorhan­den sind – ein Problem, das sich mit den sinkenden Budgets der öffentlichen Einrichtungen und steigenden Preisen für Bücher noch verschärft. Hinzu kommen Beschränkungen durch Vertrags­lizenzen. Das Internet dagegen macht wis­senschaftliche Publikationen leicht für jeden zugänglich, und zwar weltweit.” Doch die Möglichkeiten dieser Technologie reichen noch viel weiter. Beispielsweise können In­formationen oder Texte, auf die sich eine Publikation bezieht, direkt durch Links in andere Publikationen eingebunden werden – was nicht zuletzt die Nachprüfbarkeit und erneute Nutzbarkeit erhöht. Speziell für die Internetpublikation entwickelte Zitiersyste­me machen es einfacher, korrekt und mit allen notwendigen Angaben zum Urheber zu zitieren und die Zitate weiter zu nutzen. Und schließlich: Neben Texten können im Internet sehr gut auch Forschungsdaten un­terschiedlichster Art veröffentlicht werden.

Die verschiedenen technischen Möglich­keiten macht sich auch die neue Publi­kationsplattform von Topoi, die Edition Topoi, zunutze: Zur Qualitätssicherung bei Textpublikationen wird auf die gleichen Ver­fahren von Reviewing, Redaktion und Lektorat zurückgegriffen, die im Wissenschaftsbetrieb auch in der Buch­publikation üblich sind. Im Unterbereich “Collections” wird darüber hinaus ein Datenbestand aufgebaut, mit dem wissenschaftliche Daten, aber auch Sammlungen wie beispielsweise archäologische Funde oder auch Kunstwerke eines bestimmten Genres publiziert werden können. Standardisierungen hinsichtlich der Darstellungs­weise sowie der Angaben zu Fundorten, Bearbeitungszuständen usw. sollen dafür sorgen, dass die Daten verlässlich und zitierbar sind – jeweils als Publikation sui generis. “Es ist durchaus ein en­zyklopädisches Projekt. Wir stehen erst am Anfang, aber perspek­tivisch wird es damit möglich, Funde aus der ganzen Welt zu einer Übersicht zusammenzutragen. Das eröffnet mit Sicherheit ganz neue Einsichten beispielsweise in Handelswege oder in die Wege der Weitergabe handwerklicher Fähigkeiten”, so Graßhoff.  “Es ist eine aufregende Zeit der Wissenschaftsgeschichte und eine großartige Chance, an dieser Phase der Wissenschaftsentwicklung teilnehmen zu können.”

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Raumwissen_16-2015-CoverDieser Artikel ist erschienen im Topoi Magazin RAUMWISSEN, Ausgabe 16, S. 66
→ Raumwissen Ausgabe 16 online lesen [PDF | 2,5 MB]

 


 

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